Auf Problematiken und Hindernisse stößt jedes Team. Im Scrumkontext nennt man dies auch Abhängigkeiten, mit denen Personen, Teams und Unternehmen umgehen müssen. Es macht keinen Unterschied, ob diese interner oder externer Natur sind. Abhängigkeiten sind Stolpersteine, kleine Hindernisse oder Brocken, die den Weg zum Erfolg stoppen können.
Im Scrum Guide wird knapp erwähnt, dass man mit Abhängigkeiten umgehen soll, der Scrum Master diese beseitigen soll, damit das Team hindernislos arbeiten kann. Dazu existieren verschiedene Methodiken. Doch welchen psychologischen Effekt haben Hindernisse wenn sie aufkommen und wie geht man damit um?
Angst ist Angst
Jeder fühlt diese Beklemmung wenn man auf Dinge stößt, die einem unbehaglich sind. Der Kopf fängt an sich zu drehen, es ergießen sich Sorgen über uns und die Irritationen steigen. Das Gefühl der Angst breitet sich aus.
Der Mensch neigt dazu dieses Gefühl bei Thematiken auszuströmen, die ihn entweder überfordern oder unbekannt sind. In einem Gefüge von Individuen, die zusammen an einem Strang ziehen, spielt die Gruppendynamik noch dazu mit hinein. Es entsteht Leistungsdruck und damit einher folgt eine Versagensangst. Einer der kleinsten Schritte, die sich dort bewiesen haben, ist die Aussprache der Angst. Jeder kennt diese und fühlt sie, es ist keine Schande sie auszusprechen, eher macht man sie schlimmer wenn man darüber schweigt. Spielt man diese Kausalkette weiter, führt die Angst zu mehr Hemmungen, die sich in langen und intensiven Diskussionen formen und ein Team stoppt.
Wie geht man dann im Scrumkontext vor?
Mindern durch Analyse
Durch Schätzungen erfahren wir wie groß User-Stories sind, in einem Refinement spricht das Team über vermeidbare Fehler und Abhängigkeiten. Scrum bietet dazu Feedbackkanäle wie das Daily, Planning, Review, um über User-Stories zu sprechen. Ist die Angst erst einmal ausgesprochen und angenommen, liegt es im nächsten Schritt die Teile der Abhängigkeiten aufzuschreiben.
Was fehlt uns? Woher kommen die Abhängigkeiten und welche Möglichkeiten haben wir, im Moment als Team, um diese zu lösen? Man zerschlägt sinnvoll den Brocken und analysiert die kleineren Steine, damit die große Angst einen nicht allzu hemmt. Trotzdem herrschen Sorgen und Bedenken, die man nicht ignorieren darf, indes sollte man ebenfalls mit diesen umgehen, indem darüber diskutiert wird. Fortführend wird das Backlog mit neuen To-Do’s gefüllt, die die Abhängigkeiten behandeln. Man mindert durch diese Methodik die Angst vor der Abhängigkeit.
Offenlegen und Besprechen
Ohne große Mysterien und mit einem aufklärerischen Verstand, aufgrund der Erfahrung, die jeder einzelne einbringt und im Sinn des Inspect&Adapt, kann das Team jetzt über die niedergeschriebenen Abhängigkeiten sprechen. Jedes einzelne Ticket wird besprochen, falls möglich auch kategorisiert, um Dringlichkeiten oder Schwere der Abhängigkeit offenkundig festzuhalten. Hat man diese vor sich liegen, wirken sie nicht mehr bedrohlich, sondern verändern ihren Charakter. Sie werden griffig, behandelbar, man wird sich der Abhängigkeit bewusst und entscheidet nun: Sind die Abhängigkeiten intern? Kann das Team sie behandeln? Anschließend wird die Abhängigkeit vom Scrum Master oder einem Mitglied des Teams behandelt. Ist die Abhängigkeit externer Natur und wir benötigen eine Ansprechperson? Dann wird diese herangezogen und involviert.
Menschen empfinden weniger Angst und Hemmungen, wenn sie sehen woran sie Angst empfinden. Nach dieser Methodik sind Abhängigkeiten planbar als Tickets im Backlog. Als Kollektiv, das an Sprintzielen arbeitet und sich gegenseitig aushilft, ist es unerlässlich, dass Klarheit herrscht.
Fazit
Menschen empfinden Angst und es ist völlig in Ordnung diese zu haben. Als Team empfindet man Angst vor Abhängigkeiten, weil dort der Erfolg wanken kann. Werden Ängste ausgesprochen und Abhängigkeiten analysiert und festgehalten, mindert sich die Angst vor dem Unbekannten. Man formt bekannte Unbekannte und das Team kann enthemmt weiterarbeiten.